Die Findungskommission der documenta 16 bilden sechs ausgewiesene internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst: Bracha Lichtenberg Ettinger, Gong Yan, Ranjit Hoskoté, Simon Njami, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez.
documenta und Museum Fridericianum gGmbH: Findungskommission der documenta 16 (v.l.n.r.: Gong Yan, Bracha L. Ettinger, Kathrin Rhomberg, Ranjit Hoskoté, Simon Njami, María Inés Rodríguez), Kassel, 2023, Foto: Nicolas Wefers
Die Findungskommission hat die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich für die Künstlerische Leitung der documenta 16 zu bewerben, und aus den präsentierten Konzepten das vielversprechendste Format auszuwählen. Die Berufung der Künstlerischen Leitung ist für Ende 2023 / Anfang 2024 angestrebt.
Die Mitglieder der Findungskommission:
Bracha Lichtenberg Ettinger ist Malerin, bildende Künstlerin, Philosophin, Psychoanalytikerin und eine bahnbrechende Theoretikerin, deren Matrixial-Theorie seit mehr als drei Jahrzehnten die zeitgenössischen Bereiche Ethik und Ästhetik, kritische Studien, Kunsttheorie und Kunstgeschichte, Film- und Literaturwissenschaft sowie Feminismus beeinflusst hat. Die in Tel Aviv und Paris lebende Künstlerin hat ihre Werke in den wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst weltweit präsentiert, darunter die Kochi-Muziris Biennale (2018), die Istanbul Biennale (2015), "Face à l'Histoire" (1996) und "ELLES" (2011), beide im Centre Pompidou, Paris. Derzeit nimmt sie an "Artists in a Time of War" in Castello di Rivoli, Turin, teil, wo sie parallel auch eine Einzelausstellung präsentiert. Zu ihren Publikationen gehören: "Matrix: Halala Lapsus" (1993), "The Matrixial Gaze" (1995), "Régard et éspace-de-bord matrixiels" (1999), "The Matrixial Borderspace" (2006), "Proto-ética matricial" (2019), "Matrixial Subjectivity, Aesthetics, Ethics: 1990–2000" (2020).
Bracha Lichtenberg Ettinger ist Inhaberin des Lehrstuhls "Marcel Duchamp" und Professorin für Psychoanalyse und Kunst an der EGS (Saas-Fee) und außerordentliche Professorin für Philosophie an der GCAS Universität in Dublin.
Gong Yan ist Absolventin der Ecole Nationale Superieur des Beaux-Art in Paris, Professorin am Shanghai Institute of Visual Art und ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift Art World. Seit 2013 ist sie die Direktorin der Power Station of Art. Gong Yan lebt in Shanghai. Noch während ihrer Teilnahme als Künstlerin an der 6. Shanghai Biennale im Jahr 2006 wechselte sie in den kuratorischen Bereich und hat Ausstellungen kuratiert wie „Ordinary Architecture“ – The Chinese Pavilion in the 11. International Architecture Biennale in Venedig (2012, zusammen mit Yong-ho Chang und A Cheng), “Shinohara Kazuo” (2014), “Mobile Architecture: Yona Friedman” (2015), “Snacks” (2016), “PSA Collection Series Yu Youhan” (2017), “PSA Collection Series Li Shan” (2017), “Body Media” (2007 und 2017), “HON: Niki de Saint Phalle & Shen Yuan” (2018), “Hussein Chalayan: Archipelago” (2021/2022).
Ranjit Hoskoté ist Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator, er lebt in Mumbai. Hoskoté ist Autor und Herausgeber von mehr als 30 Büchern, darunter Gedichtbände, Publikationen zur Kunstkritik, Kulturgeschichte, Übersetzungen und Anthologien. Zu seinen kuratorischen Projekten gehören die 7. Gwangju Biennale (2008), die er zusammen mit Okwui Enwezor und Hyunjin Kim kuratierte, und der erste indische Pavillon auf der 54. Biennale in Venedig (2011). 2023 wird Hoskoté Teil der Architekturbiennale in Venedig sein.
Simon Njami ist ein in Paris ansässiger unabhängiger Kurator, Dozent, Kunstkritiker und Romanautor. Njami war Mitbegründer und Chefredakteur von „Revue Noire“. Er war künstlerischer Leiter der ersten Kunstmesse in Johannesburg (2008), der Fotografie-Biennale in Bamako, der Dak'Art Biennale (2016/2018) und der São Paulo Biennale. Er war Ko-Kurator des ersten afrikanischen Pavillons auf der 52. Biennale von Venedig (2007). Njami hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, darunter „Africa Remix“ (2004/2007), „The Divine Comedy“ im MMK – Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, „SCAD“ in Savannah (beide 2014) und „The Smithsonian“ in Washington DC (2015), „Xenopolis“ in Berlin (2015), „After Eden, The Artur Walther Collection“ in Paris (2015), „Metropolis“ und „I is another“ (beide in Rom 2018), „The Studio“ im Rahmen der Kampala Biennale 2019, „This space between us“ in Las Palmas (2020) und „Materia Prima“ in San Giminiano (2021).
Kathrin Rhomberg ist Kuratorin und leitete von 1990 bis 2001 das Ausstellungsbüro der Secession in Wien und von 2002 bis 2007 den Kölnischen Kunstverein. Seit 2014 ist sie Vorstandsvorsitzende des Trägervereins der Kontakt Sammlung und dessen künstlerische Leiterin. Sie kuratierte u. a. Roman Ondak für den Tschechischen und Slowakischen Pavillon auf der 53. Biennale in Venedig (2009), die 6. Berlin Biennale (2010), Petrit Halilaj für den Pavillon der Republik Kosovo auf der 55. Biennale in Venedig (2013) und ko-kuratierte u. a. die Manifesta 3, Ljubljana (2000) und „Projekt Migration“, Köln, (2002–2006). Kathrin Rhomberg lebt in Wien und lehrt dort an der Universität für Angewandte Kunst.
María Inés Rodríguez (wohnhaft in Brüssel und São Paulo) hat eine kuratorische und institutionelle Praxis, die sich auf die Konsolidierung des Museums als Plattform für Wissen durch Ausstellungen, Kultur- und Bildungsprogramme bezieht.
Gegenwärtig ist sie Direktorin der Walter Leblanc Stiftung und leitende Kuratorin des MASP, Museu de Arte de São Paulo Assis Chateaubriand.
Parallel dazu ist Rodríguez Mitglied von Tropical Papers, einem 2005 von ihr gegründeten inklusiven Kulturforum, das sich der Entwicklung einer Reflexion über Kunst, Architektur, Design und wissenschaftliche Forschung widmet und die Arbeit und Projekte von Kulturschaffenden aus und in den Tropen sichtbar macht. Zuvor war sie Direktorin des CAPC Muséed'art Contemporain in Bordeaux in Frankreich, Chefkuratorin des MUAC in Mexiko-Stadt, Chefkuratorin am Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon (MUSAC) in Spanien und Gastkuratorin am Jeu de Paume in Paris.
Seit 2017 ist sie Mitglied des Vorstands der Martell Foundation in Frankreich und Mitglied der Jury des Lise Wilhelmsen Art Award Programme2019-2024 am Henie Onstad Kunstsenter in Norwegen. Von 2017 bis 2019 war sie Präsidentin des Comité Art Citoyen France, Fondation Daniel et Nina Carasso.