Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die von der Stadt Kassel und dem Land Hessen als Gesellschaftern getragen und finanziert und zudem durch die Kulturstiftung des Bundes finanziell unterstützt wird.
Der Kasseler Maler und Akademieprofessor Arnold Bode versuchte 1955, durch eine „Präsentation der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts” Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in einen Dialog mit der Welt zu bringen und in das internationale Kunstgeschehen einzubeziehen. Mit Hilfe der von ihm gegründeten „Gesellschaft Abendländischer Kunst des XX. Jahrhunderts e. V.” präsentierte er im zerstörten Museum Fridericianum die von den Nationalsozialisten als entartet diffamierte und bis dahin in Deutschland so nie gezeigte klassische Moderne.
Die erste documenta war eine Retrospektive mit Arbeiten aller bedeutenden Gruppierungen (Fauvismus, Expressionismus, Kubismus, Blauer Reiter, Futurismus) und genialer Einzelgänger wie Pablo Picasso, Max Ernst, Hans Arp, Henri Matisse, Wassily Kandinsky oder Henry Moore. In diesem Durchgang durch die Kunstgeschichte der ersten 50 Jahre des Jahrhunderts wurden neben den Klassikern der Moderne auch die deutschen Begründer der modernen Kunst wie Klee, Schlemmer oder Beckmann vorgestellt.
Ein enormer Nachholbedarf an Informationen veranlasste 130.000 Besucher, zu dieser Werkschau, die Retrospektive und auch Forum aktueller Kunst war, nach Kassel zu kommen. Durch den unerwarteten Erfolg ermutigt, plante Bode für 1959 eine zweite Ausstellung und installierte damit den Ausstellungszyklus der Kasseler documenta, die seit 1959 durch eine GmbH mit den Gesellschaftern Stadt Kassel und Land Hessen organisiert wird. Bis zur documenta 4 im Jahr 1968 leitete Arnold Bode zusammen mit Kunsthistorikern wie Werner Haftmann, Willi Grohmann, Werner Schmalenbach und Max Imdahl die Ausstellung, die immer mehr zum Seismographen aktueller Kunstentwicklungen wurde.
Mit Harald Szeemann als „Generalsekretär” begann 1972 ein neues Konzept der Ausstellungsleitung. Eine internationale Jury beruft im Auftrag des Aufsichtsrates der documenta gGmbH zu jeder Ausstellung eine neue künstlerische Leitung, 1997 zum ersten Mal mit Catherine David eine Ausstellungsleiterin. Jede documenta – einschließlich der documenta 14 – war geprägt von der Idee und dem persönlichen Konzept der künstlerischen Leitung und wurde somit nicht nur ein Forum für die aktuellen Tendenzen der Gegenwartskunst, sondern auch ein Ort innovativer und Maßstäbe setzender Ausstellungskonzepte.
Jede documenta lenkte auf ihre Art das internationale Gespräch über Kunst in neue Bahnen. Die Institution documenta hat sich in den letzten Jahrzehnten als ein Unternehmen etabliert, das weit über das einfache Präsentieren von dem, was es gerade gibt, hinausweist. Die Diskussionen der internationalen Kunstwelt bündeln sich alle 5 Jahren in dem Kasseler „Museum der 100 Tage”. In diesen Auseinandersetzungen und in der Dynamik der Diskussion um die jeweilige Konzeption der documenta (und um ihre künstlerische Leitung) spiegeln sich die Erwartungen der Gesellschaft an Kunst wider.
Das Fridericianum wurde im Jahr 1779 als eines der weltweit ersten öffentlichen Museen gegründet. Seit 1988 ist es eine international renommierte Kunsthalle. Auf über 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wird ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst gezeigt – von Neuentdeckungen bis hin zu etablierteren Positionen. Nach Veit Loers (1987–1995), René Block (1997–2006), Rein Wolfs (2008–2013) und Susanne Pfeffer (2013–2017) hat seit November 2018 Moritz Wesseler die Leitung des Fridericianum inne. Im Fokus seines Programms stehen sowohl Künstler*innen, denen in Deutschland institutionell bislang noch keine Plattform geboten wurde, als auch historische Positionen, die es wiederzuentdecken gilt. Den Auftakt markierten dabei im Juni 2019 Einzelpräsentationen von Lucas Arruda und Ron Nagle. Auf diese folgten im Oktober 2019 eine umfangreiche Werkschau von Rachel Rose sowie im Februar 2020 die größte und seit über dreißig Jahren erste europäische Retrospektive zu Leben und Werk von Forrest Bess.
Begleitet werden die Ausstellungen von umfangreichen Bildungs- und Vermittlungsangeboten, die inhaltlich eng entlang der jeweils aktuellen Schau konzipiert sind. Sie sprechen individuell, auf verschiedene Alters- und Interessengruppen zugeschnitten, ein breites Publikum ebenso an wie Kunstexpert*innen.
Unabhängig von dieser Programmatik macht ein facettenreiches Veranstaltungsprogramm das Haus zu einem lebendigen Ort des Austauschs über zeitgenössische Kulturproduktion. So lädt das Fridericianum im Rahmen der Veranstaltungsreihe FF – Live im Fridericianum regelmäßig internationale Künstler*innen zu Gesprächen, Performances, Filmvorführungen und anderen Formaten ein.
Die Gründung des documenta archivs geht auf Arnold Bode zurück. Der Erfinder der documenta wollte die Kunstschau zu Beginn der 60er Jahre mit einer Institution an der Seite fortsetzen, die für die Macher*innen wissenschaftliches Rückgrat und Gedächtnis vergangener Ausstellungen zugleich sein sollte. Im Jahr 1961 nahm das zunächst städtische documenta archiv seine Arbeit auf. Seither wachsen die multimedialen Bestände dieses vielseitigen Wissensspeichers mit jeder weiteren Ausgabe der documenta stetig an. In einem symbolischen Akt erfolgte am 15. Juli 2015 die Übergabe des documenta archivs an die documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Die Zielsetzung dabei ist, die internationale Bedeutung dieser einzigartigen Institution zu schärfen.
Als eines der wichtigsten Archive zur Gegenwartskunst übernimmt es heute die Produktion, Dokumentation, Archivierung und wissenschaftliche Bearbeitung von Text-, Bild- und multimedialen Quellen rund um die Kasseler Großausstellung und ist eng mit den künstlerisch-kuratorischen, den organisatorischen und technischen Teams der documenta und des Museum Fridericianum verzahnt.
Als Mitglied im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) ist das documenta archiv zu einer aktiven Wissenschafts- und Kunsteinrichtung herangewachsen, das Ausstellungs- und Forschungsprojekte mit nationalen und internationalen Partnern initiiert und zu künstlerischen Interventionen entlang eigener Objekte einlädt – ein Ort interdisziplinärer documenta-Forschung für Studierende, Fellows und Gastwissenschaftler*innen aus aller Welt. Die Schwerpunkte liegen auf dem Kunstsystem des 20. und 21. Jahrhunderts, auf objekt- und materialbasierten Fragen zu den Gegenwartskünsten, der Geschichte der Ausstellungspraxis und ihren medial vermittelten Präsentationsformen. Spezielle Forschungsfelder betreffen die Grenzen des Dokumentarischen auf den Feldern der Fotografie, des Films und der digitalen Kunst- und Geisteswissenschaften. Im Zentrum stehen derzeit die frühen documenta Ausstellungen, ihre organisatorischen und personellen mit dem Kunstbetrieb verflochtenen Strukturen sowie die Mechanismen kunsthistorischer Kanonisierungsprozesse.
Einer der Kerne des documenta archivs bilden die originären documenta Unterlagen, die während der Ausstellungsvorbereitung und der laufenden documenta entstehen. Dazu zählen analoge und digitale Schriftstücke, E-Mails, Chats oder klassische Korrespondenzen, Skizzen, Konzepte, Einladungen, Flyer, Presseunterlagen, Websites, Foto- und Videodokumentationen, Kunstobjekte und vieles mehr. Allein die Mediensammlung des Archivs besitzt rund 40.000 analoge, 45.000 digitale Bilder, 5000 Videos und 650 Audio-Aufnahmen zu Werken und Projekten der beteiligten Künstler*innen. Hinzu kommt ein umfassendes Pressearchiv: Etwa 45.000 Pressemappen und 660 Aktenordner zu einzelnen Künstlern sowie etwa 250.000 systematisch gesammelte Zeitungsausschnitte spiegeln die Geschichte der documenta wider.
Daneben beherbergt das documenta archiv eine der größten Spezialbibliotheken für moderne Kunst in Deutschland. Die Kunstbibliothek umfasst etwa 120.000 Bände, davon allein 71.000 Ausstellungskataloge. Einen besonderen Stellenwert nehmen die sogenannten Ephemera ein: Broschüren, Faltblätter, Einladungskarten, Privatdrucke, akademische Schriften und Galerie-Kataloge. Das documenta archiv erweitert seine Bestände stetig durch die Übernahme bedeutender Vor- und Nachlässe von documenta-Künstler*innen, Kurator:innen und zentralen Akteur:innen der Kunst- und Ausstellungsgeschichte. Herzstücke sind der Nachlass Arnold Bodes, der neben der Korrespondenz auch zahlreiche seiner Gemälde, Zeichnungen und Designobjekte enthält, oder des Künstlers und Hochschullehrers Harry Kramer: kinetische Plastiken, Modelle, Skizzen und zahlreiche Schriften. Eine der jüngsten Neuzugänge stellt der umfangreiche Vorlass des Theoretikers und Künstlers Bazon Brock dar.
Das documenta Institut entsteht in Kooperation zwischen dem Land Hessen, der Stadt Kassel, der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie der Universität Kassel mit der Kunsthochschule unter finanzieller Beteiligung für das Bauvorhaben durch die Beauftragte für Kultur und Medien beim Bund. Als Gründungsdirektor des documenta Instituts wurde der renommierte Soziologe Prof. Dr. Heinz Bude berufen.
Ausgangspunkt für das documenta Institut sind die Bestände des documenta archivs, das zu einem außeruniversitären Forschungsinstitut weiterentwickelt wird. Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode ins Leben gerufen und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere zu den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes.
Das documenta Institut wird zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH gegründet und soll die auf die documenta und das internationale Ausstellungswesen bezogene Forschung transdisziplinär anregen, betreiben, fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen.
Die documenta Halle ist ein Ausstellungs- und Veranstaltungsbau am Friedrichsplatz in Kassel, der 1992 vom Architekturbüro „Jourdan & Müller (PAS)“ entworfen und realisiert wurde. Heute ist sie im Besitz des Landes Hessen und wird von der documenta und Museum Fridericianum gGmbH verwaltet.
Aus einem bundesweiten Wettbewerb Ende 1989 ging der Entwurf der Architekten Jourdan und Müller als Sieger hervor. Als einzige von 137 eingereichten Arbeiten sah er einen Standort parallel zu dem bestehenden Staatstheater am Rande des Auehangs vor. Es entstand ein multifunktional nutzbares Gebäude mit Ausstellungsflächen unterschiedlicher Qualität und Größe. Mit Ausnahme des Kabinetts 4 am östlichen Ende der Halle sind alle Ausstellungsbereiche durch ein einheitliches hohes Flachdach zusammengefasst, das nur von den beiden satteldachförmigen Oberlichtern der Kabinette 1–3 und der Hohen Halle überragt wird. Dadurch ergeben sich bis etwa 11 Meter hohe Ausstellungsbereiche. Die Architektur der documenta-Halle wird geprägt durch drei Elemente: Glas, Stahl und Beton. Der dadurch reduzierte Raumeindruck lässt der jeweiligen Ausstellung / Veranstaltung genügend Freiraum zur eigenen Entfaltung.
Die Halle bietet 1400 m² Ausstellungsfläche und rund 700 m² sonstige Nebennutzflächen für Büros, ein Depot und einen Gastronomiebereich. Im jeweiligen documenta Jahr steht die Halle den Ausstellungsmachern zur Verfügung. Außerhalb dieser Zeit wird die documenta Halle für Veranstaltungen aller Art – von Kongressen und Tagungen über Präsentationen und Vortragsveranstaltungen bis hin zu Abendveranstaltungen und Events – genutzt.
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International Friends of documenta ist ein Kreis von Kunstfreund*innen, die das klassische Mäzenatentum pflegen. Er verbindet weltweit Menschen miteinander, die der zeitgenössischen Kunst auf einem internationalen Niveau fördernd verbunden sind und dabei die Ziele und Werte der documenta teilen. Die Unterstützung und Begleitung der künstlerischen Leitung, die die jeweilige Ausstellung immer wieder radikal neu formulieren und realisieren, steht dabei im Vordergrund.
International Friends of documenta versteht sich als ein unterstützendes Netzwerk, in dem sich die Mitglieder regelmäßig zu verschiedenen Anlässen treffen und bereits den Planungsprozess der kommenden documenta Ausstellungen mitverfolgen. Die Teilnahme erfolgt auf Einladung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.